Frank Richter spielte als erster Comedian im Bundeshaus
Seit 2016 ist Frank Richter Stand-up-Comedian. Er schreibt alle seine Witze selber, auch die schlechten. Vom Arosa Humorfestival wurde Frank 2017 in die Liga der 4 Young Talents aufgenommen. Ausserdem nominierte ihn eine Jury zum Best Swiss Comedy Newcomer. 2018 schaffte er es unter die Top 5 im Comedy-Battle von «Das Zelt» und ging erstmalig schweizweit auf Tour. Im gleichen Jahr wurde er für einen Swiss Comedy Award in der Kategorie «Ensemble» nominiert. 2019 gewann er im Berliner Quatsch Comedy Club ein «Golden Ticket» für drei überzeugende Auftritte in Folge und ging zum zweiten Mal auf Tour. 2020 gewann er den Freiburger Comedyslam und trat als erster Comedian der Schweiz im Bundeshaus auf.
Wie muss man sich deinen Alltag vorstellen?
Frank Richter: Ziemlich unglamourös. Mein Alltag besteht zu einem Grossteil aus Schreibarbeit. Ich sitze vor einem grossen Blatt Papier, mache Mindmaps, arbeite mit Notizen von Alltagsbeobachtungen sowie Büchern zum Thema Comedy. Der Schreibprozess ist in den wenigsten Fällen lustig, sondern halt einfach Fleissarbeit. Bei Comedy produziert man viel Ausschuss. Blöderweise merkt man das erst, wenn man es vor einem Publikum ausprobiert. Was auf dem Papier oder in meinem Kopf lustig klingt, funktioniert leider nicht zwangsläufig auf der Bühne. Die Shows vor Publikum sind dann vielleicht 20 Prozent von meinem Arbeitspensum. Die restlichen 80 Prozent haben bei mir Zuhause über einem Blatt Papier stattgefunden. Übrigens ohne Drogen. Viele denken ja, dass Drogen die Kreativität beflügeln. Möglicherweise ist das so, aber ich habe leider zu wenig Geld, ums auszuprobieren.
Was fasziniert dich an deinem Schaffen?
Frank Richter: Ich bin im Grunde genommen alleine dafür verantwortlich, ob etwas auf der Bühne funktioniert oder nicht. Ich schreibe die Gags, ich performe sie und wenn das Publikum nicht lacht, ist das einzig und alleine meine Schuld. Stand-up ist eine gnadenlos ehrliche Kunst. Kommt vom Publikum keine Reaktion, hast du versagt. Blickst du in lachende Gesichter, ist es das schönste Gefühl der Welt.
Welcher Moment hat deine heutige Karriere definiert?
Frank Richter: Als ich im Berliner Quatsch Comedy Club das Golden Ticket gewonnen habe. Da wusste ich: Jetzt hast du’s geschafft. Nein, das ist natürlich Blödsinn. Ich glaube, es war weniger ein Moment, sondern Durchhaltevermögen. Auf jeden Wettbewerb, den ich gewonnen habe, kommen vier, die ich verloren habe. Nur poste ich so was natürlich nicht auf Instagram. Zurückweisung ist ja wahnsinnig unsexy. Nach aussen soll ja immer der Eindruck entstehen, dass man auf der Überholspur unterwegs sei. Ist übrigens bei den wenigsten der Fall.
Gibt es eine Lebensweisheit, welche auf deinen Erfolg zutrifft?
Frank Richter: Da fällt mir nix ein. Aber bei Poesiebüchern und Socia-Media-Portalen schreibe ich als Lebensweisheit immer rein: Life is just a game we play, happiness is here to stay. If you wanna win this race, there’s someone who can take your place. Das kling sehr deep, ist aber aus einem total beknackten 90er-Jahre Technosong von Dune 🙂
Worauf bist du besonders stolz?
Frank Richter: Ich hab als erster Comedian der Schweiz im Bundeshaus gespielt, Das ist für die Welt zwar völlig irrelevant, war aber gut für mein Ego 🙂 Und ich bin stolz darauf, im deutschen Markt Fuss gefasst zu haben. Deutschland ist ein ganz anderes Kaliber: Das Publikum ist anspruchsvoller, es gibt viel mehr Comedians als hier und der Grossteil von denen ist mir um Jahre voraus. Dass ich trotzdem mit ihnen auf einer Bühne stehen darf, ist ein schönes Gefühl.
Welches war dein Magic Moment als Stand-up Comedian?
Frank Richter: Wohl die ausverkaufte Premiere meines Soloprogramms. Da sind 3,5 Jahre Arbeit eingeflossen und ich war total unsicher, ob man mir als Newcomer 100 Minuten lang zuhören will. Am Schluss habe ich Standing Ovations gekriegt und da ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Plus ernst gemeinte Komplimente von Comedy-Kollegen, denen die Show gefallen hat. Die hätten auch gesagt, wenns scheisse gewesen wäre.
Welche Menschen inspirieren dich?
Frank Richter: Meine Mutter inspiriert mich sehr. Als ich fünf war, starb mein Vater unerwartet. Meine Mutter war 32, verwitwet und musste als Hausfrau möglichst schnell wieder im Arbeitsalltag Fuss fassen. Sie hat in der Folge Abendkurse besucht, sich weitergebildet und nebenbei mich grossgezogen und mir eine Schnellbleiche in Sachen Selbstständigkeit verpasst.
Wie nimmst du eine Auszeit?
Frank Richter: Handy, weg, Laptop weg, ab in einen Buchladen, ein Buch kaufen und das dann in einem Café lesen. Ah, und ich gehe extrem gerne in Vergnügungsparks.
Was bringt dich auf die Palme?
Frank Richter: Kurzfristige Absagen. Dank Whatsapp ist es ja extrem einfach, 15 Minuten vorher noch schnell zu sagen, dass man jetzt doch nicht kommen kann. Könnte man genau so gut mit einem Anruf regeln, aber das würde mehr Rückgrat erfordern.
Über was kannst du lachen?
Frank Richter: Lustige Hundevideos, Ricky Gervais sowie den Schweizer Comedian Joël von Mutzenbecher. Also eigentlich noch über diverse andere Berufskollegen, aber ich schränk mich hier mal bisschen ein.
Was ist das Mutigste, das du je gemacht hast?
Frank Richter: Ein Fallschirmsprung. Obwohl, könnte man auch als unvernünftig sehen. Vielleicht, den Brotjob zu kündigen und voll auf die Comedy zu setzen. Das war ein Jahr voller Selbstzweifel und Ups und Downs, aber für die persönliche Entwicklung sehr hilfreich.
Welche Musikrichtung hörst du gerne?
Frank Richter: Aktuell gerade viel K-Pop. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich mich dafür schämen sollte oder nicht. Aber die Koreaner haben einfach die Formel für eingängige Hits geknackt. Die meisten Songs kann ich schon nach dem ersten Hören mitsingen und das, obwohl ich null Koreanisch spreche. Kein Wunder arbeiten immer mehr westliche Popstars mit ihnen zusammen.
Was bedeutet Luxus für dich und welchen Luxus gönnst du dir?
Frank Richter: Luxus ist für mich, spontan jemanden zum Essen einzuladen, ohne mir überlegen zu müssen, ob das jetzt finanziell drin liegt. Mir selber gönne ich relativ viele Bücher. Und ab und zu teure Ferien.
Welche Tipps gibst du anderen, die mit dem Gedanken spielen, eine Karriere als Stand-up Comedian einzuschlagen?
Frank Richter: Eigentlich nur einen: Durchhaltewillen. Ich weiss, das klingt wahnsinnig klischiert. Aber wir leben in einer Welt, in der wir für alles eine sofortige Belohnung erwarten. Ich poste was auf Instagram, ich kriege wenige Sekunden später Likes. Ich will mich hübsch fühlen, also kaufe ich ein T-Shirt und bilde mir danach ein, ich hätte ich tatsächlich was erreicht. Comedy funktioniert nicht nach diesem Prinzip. Eine Nummer, die ich heute schreibe, zündet allenfalls erst in drei Monaten. Bis dahin habe ich sie x-fach aufgeführt und umgeschrieben. Der Erfolg stellt sich erst über Monate oder Jahre ein.
Was sind deine Zukunftspläne?
Frank Richter: Ich tüftle am zweiten, abendfüllenden Solo. Ausserdem will ich unbedingt mal ein Buch schreiben.
HIER gehts zu den Youtube Videos von Frank Richter. Mehr Informationen auf www.frankrichter.ch