Farbenfreude und Formenvielfalt definieren die Kunst von Sabeth Holland
Früher wollte sie nie Kunstschaffende werden, doch das Leben hat sie in diese Richtung gespült. Mit ihrer Farbenfreude, der Formenvielfalt und ihrer positiven Art fällt sie auf. Sabeth Holland ist eine Schweizer Künstlerin, die sich bereits international einen Namen geschaffen hat. Sie ist in den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Installation und digitale Konzepte tätig. Im Interview erzählt sie, wie die erste Gouachen auf Papier am Küchentisch, darunter ihre Kinder spielend, entstanden sind.
Wie muss man sich deinen Alltag vorstellen?
Sabeth Holland: Ich lebe seit 7 Jahren alleine und arbeite, so gut es geht nach meiner inneren Uhr. Ich bin Frühaufsteherin, «Dauerschafferin» und oft auf mehreren Tätigkeitsebenen gleichzeitig unterwegs. Im Zentrum steht immer der schöpferische Prozess. In meinen beiden Ateliers und am PC setze ich meine Visionen um, gebe meinen Bildern, Skulpturen und Ideen ihre Einzigartigkeit, ihre Identität auch. Dazu kommt ganz viel Kommunikation, Menschen treffen, auch Reisen, Transportieren, Abklärungen machen. Und ich arbeite schon seit meiner ersten Ausstellung 1991 regelmässig an meinem Archiv und erstelle facettenreiche Prozess- und Werkdokumentationen. Im Übrigen trinke ich viel zu viel Kaffee und falle trotzdem allzu früh am Abend ganz plötzlich ins Traumland. Ausser für tägliche Marathon-Telefonate gebe ich mir wenig Raum für Privates.
Was fasziniert dich an deinem Schaffen?
Sabeth Holland: Obwohl ich auf keinen Fall Kunstschaffende werden wollte, hat mich das Leben einfach in diese Richtung gespült. Ich hatte keine Wahl, der Sog war so stark, ich musste einfach mitgehen. Meine Arbeit ist stärker als ich. Sie ist eine Art Berufung. Hier kann ich geben, gestalten, verändern und Zuversicht und Hoffnung verbreiten, ohne dass ich Worte gebrauchen muss. Meine Werke werden universell verstanden und zeigen Wirkung. Ich freue mich, wenn mir bestätigt wird, dass sie wohltun, strahlen, bereichern.
Welcher Moment hat deine heutige Karriere definiert?
Sabeth Holland: Es war die glückliche Geburt meiner mittleren Tochter 1989. Dieses zufriedene, in sich ruhende Wesen hat mir den Weg gewiesen. Ich war so glücklich als junge Familienfrau, wohlverstanden damals parallel immer auch tätig als Englischlehrerin, dass ich einen Kanal brauchte, meinen Glücksgefühlen freien Lauf zu lassen. Am Küchentisch, die Kinder darunter am Spielen, entstanden erste Gouachen auf Papier. Mein wunderbar visionärer Mann hat mein Potenzial als erster erkannt. Er übernahm nach der Geburt der dritten Tochter 1992 ganz viel zusätzliche Familienarbeit, sodass ich mir ein erstes Zeitfenster fürs Malen einrichten konnte. Das war dringend. Denn diese Kraft in mir, diese Vehemenz des Schöpferischen machte mich unruhig. Die Künstlerin in mir war am Erwachen. Ob ich diesen schwierigen Weg wirklich gehen wollte? – Mein «Ja» dazu kam aus tiefster Seele.
Gibt es eine Lebensweisheit, welche auf deinen Erfolg zutrifft?
Sabeth Holland: Wenn du leidenschaftlich bist, sei es, auch wenn das vorerst niemandem gefällt. Freue dich an allem, was gut genug ist, und habe ein grosses «Verzeihnis».
Worauf bist du besonders stolz?
Sabeth Holland: Mir ist es gelungen als Künstlerin einen ganz eigenen Weg zu verfolgen, der auch Krisenzeiten, Stürmen und Durststrecken standhält. Meine Familie, Freunde und Fans zeigen mir, gerade jetzt, dass es mich braucht. Die Traumwelten und Fabelwesen, die ich schaffe, haben etwas Unverbrauchtes, Freudvolles, Positives. Vielleicht sind sie mir ähnlich, denn ich bin überzeugt, dass die Wahrheiten aus alten Märchen und Erzählungen nach wie vor ihre Gültigkeit haben.
Welches war dein Magic Moment als Künstlerin?
Sabeth Holland: Nicht einer! Es sind viele, immer wieder. Irgendwann gerät jedes meiner Werke in eine Phase, wo ich zu scheitern drohe. Ich suche, schaffe, probiere Neues, werde wütend, verzweifelt. Das Chaos grassiert. Wenn ich dann nicht aufgebe, auch nach Tagen nicht, sehe ich es kommen. Die Verwandlung ist das wunderbarste und wie das Licht am Ende des Tunnels. Plötzlich ist alles neu und leuchtet und strahlt. Und mein Herz hat sich in einer neuen Arbeit nach aussen gekehrt.
Welche Menschen inspirieren dich?
Sabeth Holland: Ich mag mutige Menschen mit Ausdauer. Belastbare, liebevolle «Allesgebende». Kompetente Fachleute und Erfinder und alle, die für ihre Leidenschaft bereit sind, Federn zu lassen. Wenn sich ein Mensch erst allmählich öffnet, es lange braucht, bis ich sehe, dass es da ganz viel zu Entdecken gibt, dann bin ich voll da und mit ihm oder ihr. Es entsteht ein Wechselspiel, ein Austausch.
Wie nimmst du eine Auszeit?
Sabeth Holland: Am liebsten nie! Doch wenn, dann Kaffeepausen, ein Glas Wein im Sonnenuntergang, schwimmen, abtauchen, Klavier spielen und Kleinstfeste in meiner Küche zelebrieren.
Was bringt dich auf die Palme?
Sabeth Holland: Schlechte Manieren, Lärm und Leerläufe.
Über was kannst du lachen
Sabeth Holland: Über die Eigenarten und Marotten, der Menschen in meinem engsten Kreise und noch viel mehr über meine eigenen Unzulänglichkeiten. – Man stelle sich eine überzeugte Flachschuh-Läuferin mit grosser Stöckelschuh-Sammlung vor. Das wäre dann ich. Grotesk, gell!
Was ist das Mutigste, das du je gemacht hast?
Sabeth Holland: Ein Aerobatikflug mit meinem Neffen als seine erste Passagierin? – Viel mutiger finde ich, dass ich bedingungslos lieben kann, auch wenn alle Vernunft dagegen spricht.
Welche Musikrichtung hörst du gerne?
Sabeth Holland: Früher hörte ich monatelang Nirvana unplugged, Leonard Cohen und Weltmusik. Heute brauche ich viel Stille, mag Tonfragmente, wie Baulärm vermischt mit Vogelgezwitscher, der Sound der Stadt vom Wind und Wetter an mein Ohr getragen.
Was bedeutet Luxus für dich und welchen Luxus gönnst du dir?
Sabeth Holland: Mir gefallen seltene Düfte, Balsam auf meiner Haut und ganz viel Glitzer. – Der grösste Luxus aber ist das Privileg, als Künstlerin ein Einkommen bestreiten zu können, meinen Weg gehen zu dürfen. Ich bin den ganzen Tag von Schönem umgeben und darf sogar beim Applizieren von echtem Gold aus dem Vollen schöpfen. Die Wertschätzung, die meiner Kunst und mir entgegengebracht wird, ist besser als «Wolke Sieben».
Welche Tipps gibst du anderen, die mit dem Gedanken spielen, eine Karriere als Künstlerin einzuschlagen?
Sabeth Holland: Tipps? Ich selber schalte bei Ratschlägen meist auf «stur», bin resistent und trotzig. Das erspare ich euch lieber! So bleibt allen mehr Freiraum für das Authentische, die Eigenart. Und rechnet schon mal mit Hindernissen, Rückschritten und Enttäuschungen. Es ist die Beständigkeit, die schliesslich zum Erfolg führt.
Was sind deine Zukunftspläne?
Sabeth Holland: Wer erwartet, dass ich jetzt mit einer Überraschung komme, wird enttäuscht sein. Ich hoffe, meine Vergangenheit geht fliessend und unaufgeregt in die Zukunft über. Wichtig ist das «Jetzt». Gerne Tag für Tag einfach weiterschaffen und das tun, was richtig ist; das Lieben immer im Zentrum.