Musik
SVEA – The Last 90s Bitch
Für 2023 kündigt die Schwedin SVEA mit griechischen Wurzeln ihr Debüt-Album an. Mit ihrer Warner-Debüt-Single «Iconic» entführt uns die Newcomerin in die Neunziger.
„The last 90s bitch“, so nennt sich SVEA in ihrer Instagram-Bio – und was soll man sagen: Sie hat die Fakten auf ihrer Seite. Denn die 22-jährige Schwedin mit griechischen Wurzeln wurde drei Tage vor dem Ende des letzten Jahrtausends geboren. Doch damit reisst ihre Verbindung zu den 90ern nicht etwa ab, ganz im Gegenteil: das Jahrzehnt ist ein zentraler Bezugspunkt für ihre dynamischen, sprudelnden Pop-Sounds, wenn auch nicht immer so wie gedacht. Vielmehr nimmt sich SVEA das Jahrzehnt von Britney Spears und Paris Hilton und betrachtet es durch die Brille des Hier und Jetzt, mit aller gebotenen Ironie, zugleich aber auch einer tief ausgeprägten Liebe für diese in der Rückschau wunderbar unschuldige Zeit.
Wie das klingt, zeigt ihre neue Single mit dem passenden Titel „Iconic“: Der Sound ist hypnotisierend, geht zugleich gut nach vorn und hat eine verspielte Leichtigkeit. Die Lyrics sind feministisch und empowernd. Und sie haben tiefe Bezüge zu SVEAs persönlichem Leben, während sie kopfüber in ein Jahrzehnt eintauchen, das nun schon eine gute Weile zurückliegt. Doch nicht nur die 90er selbst feiern in SVEAs Musik ein Comeback, auch sie selbst hielt sich zuletzt im Hintergrund und feiert nun ihre Rückkehr. Nachdem die Künstlerin aus Stockholm im zarten Alter von 17 Jahren ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben und in der Folge einen steilen Aufstieg erlebt hatte, kehrt sie nun mit aller Entschlossenheit und einer neuen Ausrichtung zurück. „Iconic“ ist dabei erst der Anfang: Für 2023 ist das langersehnte Debütalbum angekündigt.
HIER gehts zum Youtube Video von SVEA.
Was wäre die Welt ohne
Und auch hier werden die 90er eine grosse Rolle spielen: „Das war quasi der Ausgangspunkt des Albums“, so SVEA, „dieses Gefühl, dass ich in die 1990er-Jahre zurückkehren wollte. Dass ich in der falschen Ära geboren wurde. Der naive Vibe, den ein Grossteil der Popkultur der 90er- und frühen 00er-Jahre ausstrahlt, übt auf mich tatsächlich eine ganz besondere Wirkung aus: Er kann mich aus dunkleren Gefühlen herausholen, mit denen ich seit meiner Kindheit zu kämpfen habe.“
Diese Seiten sind nicht weg, denn sie gehören zu SVEA. Doch sie finden nun durch ein Alter Ego Eingang in die neuen Songs und ihre Ästhetik – ein Alter Ego, das sich durch einen verwinkelten Humor und exquisite Semi-Retro-Mode Ausdruck verschafft. In „Swedish Girls“ beispielsweise verschleiert sie eine scharfe Analyse schwedischer Schönheitsideale hinter einem kitschigen Pink, untermalt durch unwiderstehlichen Bubble-Gum-Tech-Pop. Manchmal überbringt sie ihre Nachricht jedoch auch gänzlich unverhüllt, wie in „Dead Man Walking“, ein Song über Untreue. Dass SVEA die Beziehungsthematik liegt, zeigen auch Banger wie „Effort” und „Lame”, die von einseitigen Beziehungen und der Anhäufung unechter Sad Boys in den sozialen Medien handelt. Was auch immer SVEA in ihren Songs thematisiert: es ist lebensnah, stets mit einem Schmunzeln im Augenwinkel gesungen und einer Prise Millenial-Kitsch garniert.
Als ausführende Produzentin ihres kommenden Debütalbums hat SVEA die Kontrolle über ihr künstlerisches Schaffen übernommen – und macht einen deutlichen Schritt weg von den Songs, die sie zu Beginn ihrer Karriere veröffentlichte. Was erstaunen mag, wenn man bedenkt, dass diese ihr fast 100 Millionen Streams, Platin- und Gold-Auszeichnungen und Tourneen in Europa einbrachten. Und auf derselben Bühne zu stehen wie Barack Obama und Greta Thunberg wie SVEA bei einer Veranstaltung von Brilliant Minds 2019, davon träumen viele. Doch es war nicht mehr SVEAs Traum, zumindest nicht so, wie sie durch die pandemische Pause realisierte:
„Während der Pandemie wurde mir klar, dass ich es leid war, schonungslos ehrliche Songs zu schreiben. Ich wollte Songs machen, die einen zum Lächeln, Lachen und Tanzen bringen. Nachdem ich mir also die Popkultur der 90er- und 00er-Jahre und die Musik meiner Kindheit reingebinged hatte, rief ich meine musikalischen Lieblingskolleg:innen an und erzählte ihnen, was Phase ist. Eine Woche später fuhren wir zu einer Hütte auf dem Land, wo ich meine Zelte aufschlug. Wir dachten tagelang intensiv auf meinen Ideen herum, lachten, weinten, träumten gross und erschufen mein Debütalbum. Ich wusste genau, was ich wollte, und war wie besessen davon, genau das in die Tat umzusetzen.“
Zu den Mitwirkenden gehören die Songwriterin Celine Svanbäck („Wir haben eine perfekte musikalische Synergie“), der dänische Produzent Jeppe London Bilsby („Er ist sehr direkt, aber akribisch“), Joel Gunnarsson („Seine Lyrics sind messerscharf“) und SVEAs Hauptproduzent Anton Hård af Segerstad, der schon mit Weltstars wie Iggy Azalea, JoJo und Olivia O’Brien gearbeitet hat. „Anton hat mich in meinen gesanglich schwächsten Momenten erlebt, ebenso jedoch in meinen absolut besten. Er treibt mich zu neuen Höchstleistungen an“, so SVEA.
Obwohl SVEA die Persona aus der Anfangsphase ihrer Karriere hinter sich gelassen hat, ist sie doch dankbar für die Erfahrungen, die sie durch den Kickstart in der Branche sammeln konnte. Ganz besonders natürlich die Live-Auftritte – eine Energie, die auch ihren neuen Songs unüberhörbar in sich tragen. Sie haben den Mut zur grossen Geste, treten ohne zu Zögern und mit einem verschmitzten Lächeln ins Gesicht raus ins Scheinwerferlicht. „Diese Songs sind dafür gemacht, auf der Bühne zu explodieren“, sagt SVEA dazu. „Du kannst zu ihnen tanzen, springen oder dich ganz einfach von ihnen mitreissen lassen – Hauptsache, du tauchst in das Feeling ein.“ Ganz egal, ob man eine 90s bitch ist oder einfach nur loslassen und Spass haben will.
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