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AMORELIE Schweiz mit Lea Sophie Cramer feiert ihr Jubiläum
AMORELIE Schweiz mit Lea Sophie Cramer feiert ihr Jubiläum – vor einem Jahr startete AMORELIE auf dem Schweizer Markt. Wir haben die Gründerin auf der Dachterrasse des neuen ooo Rooftop Restaurants (oberhalb von Modissa) an der Bahnhofstrasse in Zürich zum Interview getroffen. Uns wurden die neusten Artikel und Innovationen vorgestellt und erfuhren interessante Details zum Kaufverhalten der Schweizer bei Lovetoys. Es braucht bestimmt bei vielen Leuten zuerst die Überwindung, sich mit dem Thema zu befassen, aber darüber zu sprechen ist heutzutage kein Tabu mehr. Die Schweizer sind eher soft und sinnlich, sie möchten alles was man Essen und berühren kann. So sind die Öle mit verschiedenen Geschmäcker sehr beliebt oder die Kerzen, bei denen der Kerzenwachs zum warmen Öl wird. Das Thema für die Zukunft werden mehrheitlich die Paare sein – aber auch neuste Innovationen wie das Teledildonic Set. Die Idee dabei ist: Wenn der Partner in New York ist und die Partnerin in der Schweiz, können sie via WLAN und Bluetooth trotzdem zusammen mit den gleichen Vibrationen Intim werden. Die Partnerin bestimmt den Rhythmus und beide haben ein Spielzeug, welche zusammen agieren. Für den einen ein Erlebnis für den Anderen schwer vorzustellen. Etwas besonderes für die Schweiz ist die «Grüezi Schwiiz» Box. Mit viel Liebe hat AMORELIE die beliebtesten Lovetoys der Schweiz zusammengestellt, die von St. Gallen bis nach Genf zahlreiche Kunden an den höchsten Punkt der Euphorie getrieben haben.
fashionpaper: Du hast AMORELIE seit 2012 und feierst heute dein einjähriges Bestehen in der Schweiz – Gratulation zum Erfolg von AMORELIE Schweiz! Siehst du einen Unterschied von deinen Deutschen Kunden zu den Schweizer Kunden?
Lea Sophie Cramer: Vielen Dank, wir freuen uns sehr. Der Unterschied ist, die Schweizer verweilen länger auf der Seite und kommen öfters zurück, bevor sie sich für den Kauf entscheiden. Sie beschäftigen sich mit dem Thema viel länger, als der deutsche Kunde. Die Schweizer sind vorsichtiger, denn sie kaufen zum Bespiel die Augenbinde wie aus dem Film Shades of Grey und belassen es erstmals dabei. In Deutschland sind die Kunden offener und kaufen die Softbondagen gleich dazu. In der Schweiz wird auch sehr viel für den Partner eingekauft.
fashionpaper: Vor der Gründung hast du dir viele Gedanken gemacht. Welcher war der wichtigste Gedanke für dich?
Lea Sophie Cramer: Durch Fifty Shades of Grey haben sich immer mehr Leute mit den Themen Sexualität und dem Liebesleben auseinander gesetzt. Ich habe gemerkt, dass das Thema etwas super Tolles ist, etwas Positives. Aber komischerweise ist es bei den meisten Menschen mit einem Stigma belastet und sehr negativ – da sind Gedanken im Kopf wie schmuddelig, Bahnhofsgasse, Schwarz/Rote Farben, Pornos. Wir haben uns überlegt, wie muss ein Shop aussehen, bei dem ich mir die Produkte kaufen würde und meine Freunde die Produkte auch kaufen würden. Dass man sich dafür nicht schämen muss, sondern stolz mit einer AMORELIE Tüte rauslaufen würde.
fashionpaper: Wie hast du gemerkt, dass du dieses Vorhaben umsetzen möchtest?
Lea Sophie Cramer: Ich habe gemerkt, dass mich diese Idee nicht mehr loslässt. Die Produkte, die ich wollte und wie wir es aufgezogen haben, habe ich in dieser Form nicht gefunden.
fashionpaper: Hattest du vor der Gründung weitere Ideen für die Selbständigkeit oder war das Business von Anfang an Klar?
Lea Sophie Cramer: Ich hatte schon andere Ideen, aber nichts Vergleichbares. Wenn man eine Gründung machen möchte, dann muss es etwas sein, was dich langfristig fasziniert und wo du eine echte Leidenschaft dafür hast.
fashionpaper: Als Unternehmerin bist du sehr engagiert, wie im Verwaltungsrat von Conrad Electronics und deinen weiteren Aufgaben, die du bewältigst. Hast du manchmal auch Zeitprobleme?
Lea Sophie Cramer: Es wird immer schwieriger, das Zeitmanagement ist die krasseste Sache, die man lernen muss: Treffen absagen, wenn man keine Zeit mehr hat; Zusagen mit fixer Zeiteinteilung, ich habe ne Stunde und das wars. Ich glaube man kann sehr viel im Leben machen, aber man braucht ein unglaublich gutes Zeitmanagement. Die Gründung von AMORELIE ist schon mein Baby, welche mich Tag und Nacht, jede Sekunde die ich atme einnimmt. Es gibt auch Sachen nebenher, aber das dürfen nicht mehr als drei, vier ausgewählte Dinge sein. Neben AMORELIE engagiere ich mich für eine Fraueninitiative für Vorbild Unternehmerinnen, welche von der Bundesregierung unterstützt wird. Das liegt mir am Herzen, wie auch Conrad – da lerne ich und kann auch etwas zurück geben. Dafür bin ich im Schnitt drei bis vier Tage im Monat eingespannt und oft am Wochenende oder ehrlicherweise wenn andere Urlaub machen. Ich gebe mir selbst 24 Tage Urlaub, davon mache ich 10 bis 14 Tage Urlaub und den Rest arbeite ich auch.
fashionpaper: Kannst du Aufgaben von dir auch weitergeben? Oder gibst du die Fäden nicht gerne aus der Hand?
Lea Sophie Cramer: Es fällt mir schwer Aufgaben weiterzugeben. Also gerade bei den Themen eigene Marke und Produktentwicklung, die liegen mir total am Herzen, aber es ist ein Lernprozess. Wir sind jetzt 75 Leute und das heisst, ich kann nicht alles selber machen, sonst könnten wir nicht weiter wachsen.
fashionpaper: Hast du immer seriöse Bewerbungen erhalten oder haben manche die Branche auch falsch verstanden?
Lea Sophie Cramer: Es waren wenig unseriöse Bewerbungen mit dabei, aber unsere Mitarbeiter kamen auch nicht von der Branche. Was wir bewusst so wollten. Wir wollten die naive Sicht von neuen Leuten, die wie der Kunde agieren und nicht so, wie die Leute aus der Branche. Viele aus der Branche meinen, dass sie es verstanden haben aber dabei den Kunden völlig verloren haben.
fashionpaper: Konntest du den Erfolg von AMORELIE bereits am Anfang sehen?
Lea Sophie Cramer: Nein es hat eine Weile gedauert, mindestens 6 bis 9 Monate war nicht klar, ob es jetzt ein Erfolg wird. Es war alles noch so klein. Dann hat es sich plötzlich gedreht, dann kriegst du auch den Word of Mouth Effect. Die Leute reden darüber, der eine findets cool und dadurch findets der andere auch ok. Dann kommt der Stein ins Rollen. Ich musste eine Massenbewegung hinkriegen, eine Veränderung der Gesellschaft geht nicht von heute auf morgen.
fashionpaper: Musst du dich am Tag als Frau in deinem Arbeitsalltag oft beweisen? Oder gelingt dir dies mittlerweile ohne darüber nachzudenken?
Lea Sophie Cramer: Ja ich glaube als Frau muss man sich noch mehr beweisen, um akzeptiert zu werden. Wir haben bei unseren Investoren keine einzige Frau. Du musst mit einem guten Selbstbewusstsein in den Alltag reingehen und dann funktioniert es. Als Frau muss man etwas mehr kämpfen als als ein Mann. Ich hatte schon vorher über 1200 Mitarbeiter und kannte das bereits. Alle Stereotypen, die man eigentlich haben kann, wie jung, blond und weiblich, hatte ich und dazu hatte ich noch Sexspielzeug. Ich habe lange in Asien gearbeitet und gerade in Japan ist das Alter, Hierarchie, Männlichkeit und so weiter wichtig, was ich nicht war oder hatte. Ich glaube das Ding war aber: Ich habe es nie akzeptiert. Ich hatte zum einen die Chefs, die mich immer gepusht haben und ich habe immer selbstverständlich hingenommen, wenn ich 800 Leuten etwas sage, dass die dann das machen, was ich sage, punkt. Das wichtigste ist ein Selbstverständnis zu haben; ein Vorbild zu haben und sich dieses Ziel nicht wegnehmen lassen, nicht in eine Unsicherheit zu kommen oder die Balance zu verlieren.