Fashion
Die grossartige Designerin Christa de Carouge ist verstorben
Mit grossem Bedauern haben wir Kenntnis genommen vom Tod Christa de Carouge. Nach der fulminanten Eröffnung ihrer grossen Ausstellung im Kunsthaus Zug vor zwei Monaten, an der sie voller Freude und sprühender Energie war, traf sie völlig unerwartet die Diagnose einer unheilbaren Krebserkrankung. Sie ist gestern in den frühen Morgenstunden verstorben.
Das Kunsthaus-Team und der Vorstand der Zuger Kunstgesellschaft sind tief betroffen und behalten die herausragende und äusserst liebenswürdige Künstlerpersönlichkeit Christa de Carouge in dankbarer Erinnerung. Über die Durchführung der öffentlichen Veranstaltungen wird laufend auf www.kunsthauszug.ch und am Empfang des Kunsthauses informiert.
Gesamtschau auf das Lebenswerk der „dame en noir“
Im November sind die Räume des Kunsthaus Zug in Schwarz anzutreffen: Christa de Carouge war noch zu Gast. Die letzte Ausstellung des Jahres widmet sich für einmal dem Textildesign. Retrospektiv fasst die heute 81-jährige erstmals ihr Schaffen in einer Gesamtschau zusammen. Eine Ausgangslage, die gleichzeitig Blicke zurück und auch nach vorne verlangt.
De Carouge zeigt, was sie aus einer reichen Karriere mitgenommen hat und öffnet auch den Vorhang für eine ganz neue Bühne, für ein grosses Experiment: Sie bespielt das gesamte Kunsthaus und interveniert mit Stoffen in die reale Architektur des Kunsthauses. ‹Bitte berühren›, heisst es da, wenn ihre Installationen zum Anfassen, Überziehen und Umhängen einladen. „Das ist für mich der Höhepunkt und Abschluss meiner beruflichen Tätigkeit“, so de Carouge über die Möglichkeit im Kunsthaus Zug eine solche für sie völlig neuartige Ausstellung ausrichten zu können.
Kleider, die eine Lebenshaltung ausdrücken
«Meine Kleider sind keine Mode», sagte de Carouge. Vielmehr seien sie Wohnraum für die Menschen, die sich in sie einhüllen. Eine Behausung, in der man sich an jedem beliebigen Ort zuhause fühlen könne. Sie sieht zwischen Trägerin und Kleid eine Beziehung, die Trends und Kurzlebigkeit trotzt. De Carouges künstlerische Anfänge reichen in die 1970er-Jahre zurück, sie hat die Debatte um das hiesige Frauenbild mit ihren Entwürfen begleitet und mitgestaltet. Ihre ersten Arbeiten sind aus dem Gefühl des Aufbruchs entstanden und haben bis heute viel mit Freiheit zu tun. ‹La dame en noir› kleidet nicht nur sich selbst seit rund einem Vierteljahrhundert ausschliesslich in Schwarz. Auch ihre weit gefassten, charakteristischen Entwürfe sind es. Schwarz lenke nicht ab, lasse den Blick frei für Strukturen und Eigenheiten von Textilien, sagt sie.
Von Carouge in die Welt hinaus
Im Genfer Vorort Carouge unterhielt sie ab 1978 ein eigenes Atelier – ein prägender Ort für die Designerin, derart, dass sie ihn als Künstlername wählte. Als eine der wenigen Schweizerinnen schreibt sie auch über die Landesgrenze hinaus Modegeschichte, verkaufte ihre Designs nicht nur in Zürich, sondern auch in vielen europäischen Metropolen. 2013 beendete Christa Furrer, wie de Carouge mit bürgerlichem Namen heisst, ihre Karriere.
Die Ausstellung in Zug zeigt neben Installationen auch Skizzen und Fotos und wird von Veranstaltungen begleitet. In einer Tradition der Grenzbereiche zur Kunst erforscht das Kunsthaus Zug mit einer Vertreterin aus dem Textildesign ein weiteres Mal freigesetzte Bereiche. De Carouge ist während der gesamten Ausstellungsdauer regelmässig in ‹ihrem› Haus anzutreffen. Sie nimmt die Besuchenden auf Ausstellungsrundgänge mit, leitet Workshop-Teilnehmende an, selbst auf Tuchfühlung zu gehen, spricht an einem Sonntagnachmittag mit Martin Leuthold, Kreativdirektor bei Jakob Schlaepfer AG, St. Gallen, über ihre langjährige Zusammenarbeit und an einer Veranstaltung „Kunst über Mittag“ mit der Schmuckkünstlerin Brigitte Moser aus Baar. Einen besonderen Leckerbissen spart sie sich für die Finissage auf, dann nämlich präsentiert sie eine ihrer aussergewöhnlichen Performances zu Musik von und mit Pianist, Komponist und Musikproduzent Nik Bärtsch.
Das Projekt wird grosszügig unterstützt von UBS AG, Zug
Christa de Carouge, geboren 1936 in Basel, ist Designerin und Modeschöpferin. Sie wuchs in Zürich auf. Bevor sie sich in den 1960er Jahren dem Modedesign zuwandte, arbeitete sie in verschiedenen Grafikateliers.1978 eröffnete sie ein eigenes Atelier im Genfer Vorort Carouge und 1988 ein Geschäft in der Mühle Tiefenbrunnen in Zürich. Die Kleider ihrer Kollektionen können in Schichten übereinander getragen werden. 1983 präsentierte sie ihre erste Kollektion ganz in Schwarz. Sie ist die wohl radikalste Modedesignerin der Schweiz – um Moden hat sie sich nie gekümmert. Ende 2013 schloss sie ihr Geschäft in der Mühle Tiefenbrunnen.
Fotos: Oliver Baer
Letztes Foto: Christian Lanz Zürich