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FASHIONPAPER – das Magazin für Fashion, Beauty und Lifestyle

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Wieso die Folierung des Audi Q6 e-tron Prototypen als massgeschneiderter Anzug gilt

Photo: zVg Audi

Automobil

Wieso die Folierung des Audi Q6 e-tron Prototypen als massgeschneiderter Anzug gilt

Die Kunst der Individualität: Seit der Enthüllung des Audi e-tron im Jahr 2018 versieht die Marke mit den Vier Ringen Prototypen und einzigartige Fahrzeuge mit individuellen Folierungen – einem Designkonzept, das als Livery Design bekannt ist. Unter der Leitung von Marco dos Santos, der bei Audi das Design Branding verantwortet, wurden bisher mehr als 20 Fahrzeuge mit dieser besonderen Exterieur-Gestaltung präsentiert. Nun prangt seine neueste visionäre Kreation auf dem Prototypen des Audi Q6 e-tron. In einem exklusiven Interview erläutert Marco dos Santos die Philosophie hinter diesem expressiven Design, wie Herrenanzüge eine Rolle spielen und wann selbst ein erfahrener Designer Nerven zeigt.

„Die Formensprache von Audi erfährt mit dem Q6 e-tron einen evolutionären Schritt, und dies wollten wir auch in der Folierung widerspiegeln“, erklärt dos Santos. „Die Architektur und die Besonderheiten jedes Fahrzeugs sind einzigartig, und daher ist auch jede Foliengestaltung individuell. Wir beginnen immer damit, zu entscheiden, welche Elemente des Fahrzeugs besonders hervorgehoben und betont werden sollen.“ Dabei mag man bei neuen Projekten auf frühere Designelemente zurückgreifen, wie zum Beispiel die Verwendung der auffälligen Neonrot-Farbe, die bereits beim Audi e-tron von 2018 bekannt war. Dennoch markiert jedes neue Modell den Beginn eines neuen Kapitels. „Technologie und Design sind bei Audi untrennbar verbunden, sie bilden eine Einheit. Unsere Technologien werden immer leistungsstärker und präziser, und das spiegelt sich auch in unserem Design, der Materialwahl und der Art, Geschichten zu erzählen, wider“, erklärt dos Santos.

Nach Aussage von dos Santos übersetzt die Fahrzeugfolierung technische Elemente in eine beeindruckende grafische Sprache. „Im Wesentlichen möchten wir mit der Folierung einen Dialog beginnen.“ Das Besondere an dieser Formensprache ist, dass dieser Dialog weltweit geführt werden kann. „Gewisse Dinge werden in verschiedenen Ländern unterschiedlich aufgefasst, aber Design funktioniert am Ende überall – oder nirgendwo.“

Fliessende Formen und hervorgehobene Elemente
Beim Audi Q6 e-tron weisen grossflächige Grafiken das Fahrzeug sofort als Prototypen aus, was laut dos Santos eine besondere Herausforderung darstellt. „Bei einem Prototypen schaffen wir durch die Folierung Möglichkeiten, über das Design zu sprechen, das aber eigentlich noch grösstenteils geheim ist. Wir können uns einerseits vage halten, während wir andererseits bestimmte Aspekte bewusst konkretisieren.“

Die Gestaltung zeigt scharf geschnittene, kontrastreiche Grafiken in der Farbe Gloss Fierce Fuchsia, die auf detailreiche geometrische Netz- und Streifengrafiken in Silber treffen. Diese fliessenden Formen betonen die Schlüsselelemente der Fahrzeugarchitektur. Der untere Schweller ist in Weiss abgesetzt und unterstreicht die Audi e-tron Philosophie, die auf emissionsfreies Fahren ausgerichtet ist. Die fünfarmigen dynamischen Felgen und der für Audi typische Singleframe sind ebenfalls komplett in Weiss gehalten. Neonrote Einleger, bekannt als e-tron Powerstripes, betonen den oberen Bereich des Schwellers, da sich hier das Herzstück des vollelektrischen Fahrzeugs, die Batterie, befindet.

Eine filigrane, neonrote Linie umgibt das Heck und bringt die quattro Blister zur Geltung – die Konturen der Karosserie, auf denen die flach geneigten D-Säulen ruhen. Die Blister sind eine Hommage an den legendären Audi Ur-quattro und ein fester Bestandteil der Audi Design-DNA. „Technologie sichtbar machen“ lautet das zentrale Gestaltungsprinzip bei den Vier Ringen. Ein engmaschiges Gitternetz zieht sich entlang des oberen Rands des Fahrzeugs und verleiht ihm ein technoides Profil. Das Greenhouse ist – mit Ausnahme der D-Säulen – komplett in Schwarz abgesetzt.

„Die Folierung muss rundum funktionieren“
Der Gestaltungsprozess der Folierung verläuft bei jedem Fahrzeug ähnlich. Anhand detaillierter Renderings der Exterieur-Designer_innen entscheidet das Team gemeinsam, welche Elemente des Modells hervorgehoben werden sollen und wie die Karosserie entsprechend betont werden kann. Dabei geht es darum, die Vision des Designs und den Charakter des Modells in abstrakter Weise aufzugreifen und visuell durch die Folierung zu unterstützen. „Die ursprüngliche Idee muss dabei immer als Leitfaden dienen.“

Anschliessend beginnt der eigentliche Gestaltungsprozess von Marco dos Santos. Mit zahlreichen händischen Skizzen auf Papier – „Ich brauche einfach die Verbindung von Kopf, Stift und Hand“ – wird die Vision schliesslich mithilfe von Bild- und Grafiksoftware auf das Fahrzeug übertragen. Die gesamte Folierung des Fahrzeugs erfordert aufgrund der Präzision und Sorgfalt mehrere Tage Zeit. „Das ist der Moment der Wahrheit“, erklärt dos Santos, denn „Linien, die vorher geometrisch gerade wirkten, erscheinen auf der Karosserie mit ihren vielen Ecken und Kanten keineswegs gerade.“ In diesem Stadium des Gestaltungsprozesses werden „viele Ideen verworfen, neu durchdacht und erneut entworfen“. Dabei muss dos Santos stets im Blick behalten, wie Menschen später sein Design wahrnehmen werden. „Man weiss nie, aus welchem Blickwinkel eine Person den Audi Q6 e-tron zum ersten Mal erblickt. Anders als bei einem Film kann man nicht vorgeben, dass bestimmte Teile nacheinander im Fokus stehen. Das Fahrzeug ist eine Skulptur. Die Folierung muss rundum funktionieren, zu jeder Zeit und aus jedem Blickwinkel.“

Am Ende, wenn das Livery Design perfekt auf die Geometrien des Fahrzeugs abgestimmt ist, hat dos Santos einen massgeschneiderten Anzug für das Modell geschaffen. „Es gibt ihn nur einmal auf der Welt, und zwar exklusiv für dieses bestimmte Modell.“

Über Marco dos Santos: Marco dos Santos wurde 1987 in München als Sohn einer deutschen Mutter und eines brasilianischen Vaters geboren. Nach dem Abitur studierte er interdisziplinäres Design in seiner Heimatstadt. Seit 2014 arbeitet er im Design Branding von Audi und ist dort für die Kernthemen e-tron, künstliche Intelligenz und Motorsport verantwortlich. Neben seiner Tätigkeit in der Automobilbranche ist er als freier Designer aktiv und entwirft Logos, Produkte, Plakate sowie Albumcover für Gold- und Platinkünstler aus der Musikindustrie.»

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